Zeitzeugengespräch SED-Diktatur
Dr. Günther Heinzel berichtet am 21.02.2024 der Klasse MG22 aus seinem Leben – von seinen Erfahrungen mit der SED-Diktatur.
„Schon zur Grundschulzeit fiel mir der Widerspruch auf, der zwischen der Wirklichkeit und dem klaffte, was der Lehrer über den DDR-Sozialismus erzählte. Von der marxistisch-leninistischen Lehre, die an der Arnoldischule vermittelt wurde, empfand ich entscheidende Passagen als verbrecherisch. Kurz vor meinem 17. Geburtstag versuchte ich vergeblich, aus der DDR zu fliehen. Die folgende Haftstrafe bestätigte mein Urteil über jenen Staat.
Zwei Jahre nach Haftentlassung ergab sich eine Möglichkeit, mittels Fluchthilfe die DDR zu verlassen. Nach weiteren zwei Jahren startete das Unternehmen, doch durch unglückliche Umstände blieb meine Freundin im Osten zurück. Angekommen in West-Berlin, wollte ich sie so schnell wie möglich nachholen, doch die Fluchtwege wurden immer weniger. So versuchte ich selbst eine Fluchthilfemöglichkeit aufzubauen, was mir nach 18 Monaten gelang. Währenddessen hatte uns die Stasi schon mit dem Operativ-Vorgang „Architekt“ im Visier und ein Spion in West-Berlin hatte Informationen über mich und meine Pläne an die Sowjets geliefert. Wir waren schneller und meine Freundin kam in einem alliierten Militärfahrzeug versteckt, unbemerkt über den Checkpoint Charlie. Zwei Monate später heirateten wir. In ganz kleinem Kreis.“
Dr. Günther Heinzel engagiert sich als Zeitzeuge, u.a. über das Zeitzeugenbüro.
Organisiert wird der Besuch von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.